hier und fort

Island im Alleingang #5 – der Norden

und …

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt plant!

Beim flighttracking der Reise meines Sohnes nach Island packte mich das Fernweh in der vergangene Woche mit einer vollen Breitseite! Ein paar Tage wird er während seines Aufenthalts dort auch im Norden verbringen, wo ich 2015 sechs Tage verbracht hatte.

Wenn ich zehn Monate später meine Erinnerungen an diese Reisetage zurück rufe, stehen Regen und Nebel als erste Gedanken ganz weit oben auf der Liste. Es war anstrengend. Voll gepackt mit Enttäuschungen (teilweise selbst verschuldet), und einer ganzen Reihe an wunderbaren Begegnungen mit interessanten Menschen, lief dieser Teil wie ein Wechselbad ab, passend zum Wetter. Die (Nord-)Isländer sprachen vom kältesten Sommer seit 30 Jahren und ich erwischte als Krönung für meine, von Deutschland aus gebuchte, Tagestour ins Hochland plus Wanderung zum Vulkan Askja auch noch den miesesten Tag dieses Nordland-Sommers. Die kernigen Worte der Tourleiterin zur Wetterlage möchte ich lieber nicht veröffentlichen – wenn IsländerInnen tatsächlich mal die Ruhe verlieren, bzw. auf das Wetter schimpfen, dann muss was dran sein!

 

Die Tourplanung Nord

Von Drangsnes nach Egilsstaðir ist es auf der schnellsten Route eine Distanz von 630 km (laut Google Maps) und in einer Tagesreise zu erledigen. Ich plante meine Reise möglichst abseits von der Ringstraße 1 und rechnete grob mit der doppelten Strecke in sechs Tagen:

Hólmavík und Museum of Icelandic Sorcery and Witchcraft  – Hvammstangi – Borgarvirki – rund um die Halbinsel Skagi – rund um Tröllaskagi – Akureyri – Goðafoss – Húsavík – Dettifoss – Mývatn – Hochlandtour zu Askja und Víti – Egilsstaðir

Letzter Blick vom HotPot im Regen in Drangsnes in Richtung meiner Reiseroute

 

Die Nord-Tour von Drangsnes bis Akureyri

Der Abschied von den Westfjorden fiel schwer. Es tropfte nicht nur aus meinen Augen, auch der Himmel hatte seine Schleusen geöffnet. Mit meiner Traurigkeit und dem Regen beschäftigt fuhr ich doch tatsächlich an Hólmavík und dem Hexen-Museum vorbei, dem Ziel, das als erstes seit zwei Jahren ganz oben auf der zu-besuchen-Liste stand, und bemerkte es erst 160 kurvenreiche Kilometer bzw. drei Stunden später! Umdrehen? Hmm? Vielleicht keine gute Idee wenn man nicht weiß wie die noch zu fahrende Strecke des Tages aussieht und das Wetter noch wird. Ich hatte das Bedürfnis wie Rumpelstilzchen mich selbst in der Luft zu zerreißen. Um nicht noch strenger mit mir ins Gericht zu gehen folgte ich dem nächsten Kulturdenkmal-Schild auf der Strecke, zu einem der vielen Ortschaften mit Namen Reykir. Dieses liegt östlich vom Hrútafjörður, hat ein kleines aber feines Heimat- und Haifischfangmuseum und ist einen Besuch wert. Hier erfuhr ich, dass Haifisch-Lebertran viele Jahre DER Exportartikel aus dieser Gegend Islands war, wie Seeleute sich ihre wasserdichte Kleidung selber herstellten und schon früher Menschen die Idee hatten Garne und Schnüre aus anderen Fasern als Wolle oder Flachs etc. zu fertigen. Da leuchteten meine Augen!

Kurz hinter Hvammstangi machte ich Bekanntschaft mit einer anderen Wetterkapriole – Nebel, kein fluffiger Kosmetikwattenebel, klebriger Zuckerwattenebel (liebe Tochter, ich hoffe du verzeihst mir diesen Vergleich!), der mich eng umhüllend die nächsten Tage begleitete und nur kurze Momente los ließ. Hatte zuerst, im Ort angekommen, die Sonne geschienen und zu einer Tasse Kaffee am Informationszentrum eingeladen, sah ich bei meiner Tour rund um die Halbinsel Vatnsnes nicht mehr viel. Blieb für den Rest des Tages das Seehundmuseum, ein teures Quartier und ein sparsames Abendessen mit Roggenbrot (Rúgbrauð), Käse, einem Apfel und Leichtbier.

Für die weitere Fahrt bereitete ich mich beim nächsten Frühstück akribisch und schriftlich vor, mit Plan A und Plan B plus ein paar Variationen hier und dort. Der Nebel lichtete sich, als ich das Auto packte. Spontan strich ich Teil 1 aus Plan B: Shoppen bei Kidka in Hvammstangi, im Schönwetterplan A schob ich vor der Wanderung bei der Lagune Hóp spontan eine Wiederholung der Küstentour vom Vortag ein: Hindisvík mit der Robbenkolonie, Hvítserkur (ein, der Sage nach, von der Sonne versteinerter Troll – er hatte Steine auf ein Kloster geworfen – macht man ja auch nicht :)) und Borgarvirki (Reste einer alten Festungsanlage).

Kurz nach 11:00 Uhr war die Schönwetterphase vorbei. Der Nebel hatte wieder alles dick eingepackt. An der Lagune fuhr ich vorbei. Schild übersehen. Kurz nach dem Ortsschild von Blönduós, einer Ortschaft die nicht auf meinen Plänen stand, fielen mir die Pfosten rechts und links der Straßen auf. Bunte Pfosten. Kunterbunt! Alle Pfosten im Ort, ob Laternenmast, Straßenschild, Ampel, … sind eingekleidet in Häkel- und Strickwerk und den Drahtzaun um die Schule schmücken Häkeldeckchen. Guerilla-knitting am Ende der Welt! Wohoo!!

Auf meinem Weg durch den Ort landete ich im Textilmuseum, das einen Besuch für begeisterte NäherInnen und Textilbegeisterte wert ist. Viele Exponate stammen von der ältesten isländischen Frau, die 108 Jahre alt geworden ist. Daneben laufen Wechselausstellungen mit Exponaten isländischer Textilkünstler. Mich begeisterten wieder Garne und Schnüre aus Tierhaar, ganz besonders eine Mütze aus Frauenhaar, und darüber kam ich ins Gespräch mit einer jungen Angestellten. Ich erzählte ihr von meinen Versuchen Katzenhaar zu verarbeiten und darüber wollte sie mehr und mehr erfahren. Von wegen wortkarge IsländerInnen! 🙂 Es wurde spät und so ließ ich das Museum über Packeis links liegen um, wieder vom Nebel eingefangen, weiter zu fahren.

Statt die Halbinsel Skagi von Blönduós aus, über Skagaströnd, zu umrunden fuhr ich direkt nach Sauðárkrókur. Trotz gut ausgebauter Straße fuhr ich die meiste Zeit im Schritttempo, da die Sichtverhältnisse gegen Null gingen. In Plan A hatte ich vorgesehen, mir hier im Natursteinpool Grettislaug etwas Entspannung oder Aufwärmen zu gönnen. Vor mir lag jedoch noch der „arctic circle“, die Küstenstrecke um die Halbinsel Tröllaskagi und eine unsichere Wetterlage. Grettislaug gecancelt und ich wechselte zu Plan B, Entspannung im preisgekröntem Geothermalbad in Hofsós. Bevor ich jedoch dort ankam lockte ein Straßenschild zu einem kleinen Kirchlein abseits der 76, Gröf oder Grafarkirkja.

Hier wiederholte sich m/eine (Touristen)Erfahrung mit anderen Reisenden. Ich sah das Schild und bog in die Richtung ab. Das hinter mir fahrende Fahrzeug fuhr erst einmal weiter, wurde langsamer, wendete und bog dann auch ab. Ein anderes Fahrzeug von der Gegenrichtung kommend hielt mit, 😀 getreu dem Motto: Wenn einer so sicher die Strecke nach einem Hinweisschild verlässt muss sich das wohl lohnen! 😀 😀

Hier lohnt es sich wirklich anzuhalten! Ob es wirklich die älteste Kirche Islands ist, hmm, will ich nicht bestreiten. Aber ich fand per Zufall noch eine andere alte, kleine Schönheit im Osten, Tage später. Doch es lohnt sich hier anzuhalten, allein schon für eine Rast.

Leider ist die kleine Kirche inzwischen für Publikumsverkehr geschlossen worden. Das Interieur vertrug die Menge an Publikumsverkehr nicht. Deshalb an dieser Stelle einen Bericht und Fotos zur Kirche hier – Link – Stand, 03.02.2021

Zuviel Zeit vertan, das Bad in Hofsós gestrichen (sehr schade, wie mir ein kurzer Blick über die Mauer zeigte), ging es durch Nebel und Tunnel, einer war wieder einspurig, weiter. Am späten Nachmittag erreichte ich Siglufjörður und es kam tatsächlich für eine kurze Zeit die Sonne durch die Nebelsuppe durch!! Sofort saßen Gäste vor den Cafés und ich setzte mich dazu. Mit den schneebedeckten Bergen im Hintergrund und den Wasserflächen vor mir hatte ich kurz das Gefühl in der Schweiz zu sein. Aber wirklich nur kurz, denn der Kaffee war hier am Fjord deutlich günstiger als im Alpenstaat und am Hafen roch es nach Fisch.

Auf der Weiterfahrt in Richtung Dalvik und Akureyri ging es noch einmal durch zwei Tunnel, einer mit 3900 m, der andere mit 7100 m Länge, bis ich mein Quartier in Arnarnes erreichte. Wer je in diese Gegend kommt, Kräutertees mag und auch sonst in Richtung Naturkost lebt, sollte im „kaffi kusi“ (das es so leider nicht mehr gibt) bei Eyglo Halt machen (das Gästehaus gibt es jedoch noch „Arnarnes Paradise. Ihr selbst gebackenes Brot und die Marmeladen (Löwenzahnblütensirup!) sind einfach nur lecker, lecker, lecker. Beim Frühstück konnte ich mit ihr herrlich über Kräuter und Tees fachsimpeln. Es wurde ein sehr ausgedehntes Frühstück und ich fand es sehr schade Arnarnes und Eyglo zu verlassen, aber so hatte ich es nun einmal geplant.

Mein Hauptziel in Akureyri war der botanische Garten. Seit 1910 besteht diese Anlage, liebevoll gepflegt. Ziel der Planer vom Lystigarður Akureyrar war zu probieren, welche Pflanzen in dieser, schon arktisch zu nennenden, Umgebung überleben können und die Pflanzenwelt Islands vorzustellen. Entstanden ist eine wunderschöne Parkanlage! Eine Stunde Rundgang konnte ich tatsächlich noch genießen bevor die dicken grauen Wolken über dem Ort von jetzt auf nachher alles Wasser auf einmal abließen. Trotz Regenschutz über dem Rucksack bekam Konstanze hier ihren ersten Wasserschock ab, aber sie hatte Zeit die Feuchtigkeit im Flughafengebäude loszuwerden. Das mobile Internet-Teil, dass ich mir ab Kevflavik gemietet hatte, war von Anfang an zickig und inzwischen arbeitsunwillig. Meine Idee es hier am Flughafen zu reklamieren bzw. auszutauschen kostete mich einige Stunden meiner Urlaubszeit, mit kurzzeitig befriedigendem und letztlich ungenügendem Ergebnis. Dafür hatte in der Wartezeit Konstanze ihr Innenleben soweit getrocknet, dass sie wieder bereit für neue Fotos war! 😉

 

Von Akureyri nach Mývatn

Es schüttete vom Himmel Wassermassen als ich Akureyri verließ und mein einziger Gedanke war – Húsavík ist das Ziel. Was war ich glücklich nach dieser Regenfahrt mein Quartier vor Ort erreicht zu haben, um dann festzustellen – uups, ich hatte den Goðafoss unterwegs völlig übersehen! Zuerst das Museum in Hólmavík vergeigt und nun auch noch diesen Wasserfall! Ich besuchte, wie geplant, das Walmuseum vor Ort, das sehr viel interessant aufbereitete Informationen rund um Wale und Walfang vorstellt. Von Húsavík aus werden auch Touren zum Wale beobachten angeboten. Ich persönlich werde nach meiner Walbeobachtungstour 2013 von Reykjavík aus KEINE solche Tour mehr machen. Bei diesen Exkursionen wird in der Regel Walsichtgarantie versprochen und entsprechend wird Jagd auf die Tiere gemacht. Drei, vier, fünf  Schiffe von rechts und links Gas gebend in Richtung der Wale – mich hatte es richtig angewidert!!! So ließ ich die Waltour wirklich aus, fuhr einen Teil der Strecke zurück um doch noch den Goðafoss anzuschauen. Im Regen, was sonst! 😉 Alternativ hätte ich auch baden gehen können, wie es mir von Studenten in meinem Quartier empfohlen worden ist – in den Containern einer ehemaligen Käserei des Orts. Hörte sich cool an und ich hoffe ich kann sie bei meiner nächsten Tour noch ausprobieren.

Von Húsavík ging es weiter zum Nationalpark Jökulsárgljúfur. WAS für eine Straße!!! SuzieQ quälte sich durch mit Regenwasser gefüllte Schlaglöcher, Matsch, Schlamm und andere Überraschungen. Für 14 km brauchte ich 20 Minuten, doch irgendwann war ich am Echofelsen, dem Hljóðaklettar. Eigentlich wollte ich hier wandern gehen, eigentlich, aber schon nach wenigen Metern klebte ich mit Konstanze im Fotofieber an den Felsen fest!

Die Rangerin vor Ort riet mir ab, trotz Vierradantrieb, die direkte Strecke von hier aus zum Dettifoss zu nehmen. Die Strecke würde die Tage zu einer F-Strecke deklariert werden, einer verpflichteten Allradstrecke. So rumpelte ich die 14 km zurück, fuhr ein Stück gut ausgebaute Straße (für Island) um dann auf die empfohlene 864 zu wechseln. WAS für eine Straße! Ich überholte hier das erste und einzige Mal ein Auto auf einer Rumpelstrecke!! Der Fahrer des kleinen Hyundais vor mir umzirkelte jede Unebenheit im Schritttempo. Da war ich dann auch mal mutig. 😀

Vor dem Dettifoss erreichte ich zum ersten Mal einen Parkplatz an Islands Naturschauplätzen der rappelvoll war. Irgendwo in der Mitte fand ich mit meinem kleinen Suzuki ein Plätzchen und entschied mich, mit Blick zum Himmel, für Regenschutzkomplettmontur. Gute Wahl! 😀

Dettifoss und der benachbarte Selfoss, der mich persönlich mehr beeindruckte, sind einen Besuch wert! Nur kam bei meinem Besuch wieder Nebel auf, der von Nieselregen in Platzregen überging. Auf dem Parkplatz angekommen packte ich ich mich ruckzuck aus meinen Regenklamotten, bevor ich ins Auto stieg … :

Rucksack ab und ins Auto, Wanderschuhe aus, Regenhose aus, Turnschuhe aus dem Auto, Turnschuhe an, Regenhose ins Auto, Regenjacke aus, Regenjacke ins Auto, ins Auto einsteigen, Abfahrt zum Mývatn. Es regnete, was sonst. – Fehler bemerkt? Kein Problem. Ich selbst bemerkte ihn erst nach etlichen Stunden.

Der Abfluss von Selfoss und Dettifoss


Dettifoss

Dettifoss

Selfoss

Selfoss

Am nächsten Tag ging es auf die von Deutschland aus gebuchte Hochlandtour zum Vulkan Askja und dem Kratersee Víti, die ich gerne noch einmal unter besseren Wetterbedingungen wiederholen möchte und zwar MIT geeigneten Schuhen! Meine Wanderschuhe hatte ich, 77 km entfernt, auf dem Parkplatz am Dettifoss stehen gelassen! Ich machte die Ausfahrt trotzdem mit und machte eine bittere Erfahrung. Einfache Turnschuhe, auch richtig gute, reichen für eine Wanderung im Hochand NICHT! Ich war von der restlichen Bekleidung ausgehend optimal ausgerüstet gegen Wind, Regen, Schnee!! und Kälte, aber wenn die Füße keinen vernünftigen Halt in den Schuhen haben, und dann noch nass werden, hat der Spaß ein Ende! Allerdings hatten wir an diesem Tag wirklich extremste Bedingungen. ABER, dank der Reiseleiterin, die Kontakt zu den Rangern am Dettifoss aufgenommen hatte, bekam ich zwei Tage später meine Wanderschuhe wieder! Trocken! Viel trockener als die auf der Wanderung völlig durchweichten, immer noch feuchten, Turnschuhe! Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass ich meine Schuhe eher wieder auf Ebay wiedersehen würde, wenn überhaupt!!! Doch viel wichtiger als die Schuhe, ich hatte in Egilstadir schon eine Adresse ausgekundschaftet um mir neue Schuhe zu kaufen, waren die auf mich angepassten Einlagen in ihnen. Für diese hätte ich vor Ort nicht so schnell Ersatz gefunden.

Genau hinschauen – Badende im warmen Viti

 
 
 
 
Vom See Mývatn bekam ich durch Wind und Wetter wenig mit. Vielleicht war es ganz gut so, denn Mývatn bedeutet in der Übersetzung Mückensee, was in der Regel auch echtes Programm ist! Ich bekam von Fliegen, Mücken, Kriebelmücken & Co. zwar nichts mit, kann mir beim Angebot von Mückenschutzequipment im Minimarkt vor Ort aber vorstellen, dass es ganz andere Tage geben kann! Auch war das Vogelmuseum bzw. die Vogelstation geschlossen als ich vorbei kam, was ich sehr bedauerte.
 
 
 
 
Dafür wärmte ich mich nach meiner Hochlandtour im Thermalbad Jarðböð auf. Das Bad ist nicht so schick wie die Blaue Lagune bei Kevlavik.  Durch den anderen Untergrund und andere Mineralien aus den Thermalquellen bilden sich hier in den natürlichen Gesteinsbecken nicht die weißen Ablagerungen. Trotzdem lohnt es sich hier baden zu gehen. Es ist deutlich günstiger, als die Blaue Lagune, und ich kam herrlich aufgewärmt aus den Becken.
Direkt am Mývatn führen einige Wanderwege durch Lavafelder mit bizarren Formationen, Dimmuborgir. Es heißt, dass hier nicht nur Elfen, sondern vor allem die Weihnachtstrolle und der Nikolaus ihr Zuhause haben. Hörte sich cool an, also fuhr ich hin, und, bei der ersten Anfahrt, ganz schnell wieder weg. Eine reichliche Anzahl an Rundreisebussen hatte ziemlich zeitgleich hier einen Stopp eingelegt und die Aussichtsplätze wurden, wie die Kurzwanderwege, geflutet. Eine Stunde später kehrte ich zurück, um in Ruhe Infotafeln lesen zu können und um ins Gelände zu laufen. Ich blieb nicht lange. Dimmuborgir ist mir tourististisch zu sehr aufgepeppt. Man kann hier auf angelegten Wegen wandern und dabei hübsche Felsformationen sehen. Aber, im Bewusstsein, dass beinahe jeder Felsen auf Island seine Geschichte, wenn nicht eine ganze Saga, spürte ich hier davon ganz und gar nichts. Schade.
 
 
 
 
Viel interessanter fand ich alles rund um „raucht und stinkt“ hier am Mývatn. Man kennt Eyjafjallajökull und Bárðarbunga aus der Tagespresse, weil sie sich ziemlich bemerkbar gemacht hatten. Aber der am Mývatn herrschende Zentralvulkan Krafla ist auch nicht so ohne, denn es raucht und stinkt hier auch reichlich! Und genau hier, im „Raucht-und-Stinkt-Areal“, nutzen die Isländer die Erdwärme vor Ort, zur allgemeinen Energiegewinnung für Heizung und Strom, und ganz ohne Umwege – grabe Loch, Topf rein, Brett drüber (zur Abdeckung und Wiederfinden 😉 ) – zum Kochen und „Backen“! Wer je die Chance hat, hier vor Ort frisch gebackenes Roggenbrot (Rúgbrauð) probieren zu können, sollte sie nutzen – selbst auf die Gefahr hin für immer und ewig verführt zu sein! 😉 . Ich bin ein verführtes Opfer und weiß, zum Glück, wie Rúgbrauð im heimischen Backofen auch außerhalb Islands funktioniert. Bevor es weiter in Richtung Osten ging deckte ich mich mit einem kleinen Vorrat am örtlichen Backstand ein.
 
 

In der Summe, oder mein Fazit:

Der Norden Islands kann nicht Hopplahopp erlebt werden, auch nicht wenn man nur auf der Ringstraße reist.
Sechs Tage für Nordisland fand ich viel zu knapp geplant. Die Fjorde sind wunderschön, wenn sich der Nebel lichtet, und gerne hätte ich hier noch einen Tagesausflug zur Insel Grímsey, ca. 40 km nördlich unternommen, um so dicht vor dem Polarkreis doch noch auf ihm stehen zu können.
 

Mein Tipp:

Nicht eingrenzen lassen von Reiseplänen und Wetter – Augen auf und neue Ziele entdecken!
Und lasst eure Schuhe nicht im Regen stehen! 😉
 
 

Der zeitnah geschriebene Bericht steht auf meinem Blog fadenspiel und fingerwerk.

Bis die Tage,

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